Kurt Frieden ist – mit seinem «Co-Piloten» Pascal Witprächtiger im Team – momentan mit Abstand der erfolgreichste Schweizer Gasballonpilot und gehört gar weltweit zu den Besten! Zusammen mit uns feiert er hier in Affoltern i.E. heute Samstagmorgen (12.04.25) die Ballontaufe des ersten Blaser-Gasballons.
Kurt Frieden wird stets unterstützt von seinem zuverlässigen Team, das insgesamt aus 10 Personen besteht. Denn Ballonfahren ist ein ausgesprochener Teamsport und schweisst die Teammitglieder eng zusammen. Nur so sind Fahrten von 88 Stunden und über 3'500 Kilometer von England bis zum Schwarzen Meer in Rumänien möglich oder – wie letztes Jahr – von Münster in Deutschland bis in die Algarve in Portugal, von 65 Stunden über rund 2'000 Kilometer möglich. Diese Fahrten machte das Team um Kurt im Rahmen der berühmten Gordon Bennett Rennen, die James Gordon Bennet 1906 in Paris ins Leben gerufen hatte. Seit 1992 nimmt Kurt an den Weltmeisterschaften teil, die jedes Jahr stattfinden. Bei diesen 25 Teilnahmen wurde er zusammen mit Pascal und ihrem Team vier Mal Weltmeister und sechs Mal Vizeweltmeister!
Übrigens: Auch über die Team-«Grenzen» hinaus pflegen die Ballonfahrer freundschaftliche Beziehungen und treten bei Meisterschaften als Schweizer Nationalteam auf. So trainieren die Schweizer National-Heissluftballonpiloten in dieser Woche als Spezialeinheit in Affoltern für die Europameisterschaft im August dieses Jahres.
Kurt schwärmt vom Gasballonfahren: «Es ist die Königsdisziplin des Ballonfahrens. Ohne Brenner herrscht da absolute Ruhe. Wenn die Meteorologischen Verhältnisse stabil sind, schwebt man stundenlang, ohne etwas tun zu müssen und kann sich einfach von den Winden treiben lassen, die Ruhe und den Ausblick auf die Welt geniessen. Während beim Heissluftballon die Luft im Ballon zum Steigen geheizt wird, werfen wir beim Gasballon Ballast in Form von Sand ab, der vor dem Start in Säcke à 10 kg abgefüllt und am Korb befestigt wurden. Der Sand wird mit einer Mehlschaufel fein dosiert abgegeben.»
Im Jahr 1783 erfanden zuerst die Gebrüder Mongolfier den Heissluftballon, nur 10 Tage später war der Gasballon von Prof. Charles startbereit. Auch er war Franzose und hatte lange mit Wasserstoff experimentiert. Damals setzte sich der Gasballon durch, weil der Heissluftballon aus Papier gefertigt wurde und sehr leicht abbrannte oder sonst kaputt ging. So war der Gasballon während fast 200 Jahren hoch im Kurs und beliebt.
In den 1970er Jahren kamen dann moderne Brenner für Propangas auf den Markt, was den Heissluftballon wieder attraktiv machte. Heute ist der Heissluftballon viel verbreiteter: Die Hülle kann einfach ausgelegt, mit Luft gefüllt und dann geheizt werden. Und schon ist der Heissluftballon startbereit. – Wieviel anspruchsvoller das Ausrüsten und Aufstellen des Gasballons ist, können wir heute Morgen in Affoltern miterleben.
Das Gas im Gasballon ist Wasserstoff, unter anderem ein Nebenprodukt der Sodaproduktion. Man kann nur dort starten, wo Wasserstoff gelagert wird. Oder man lässt, wie wir das in Affoltern machen, einen LKW kommen und füllt so den Gasballon. Das ist aber aufwendig und teuer. Dennoch ist Gasballon-Fahren eine Leidenschaft, und Kurt erklärt auch, welche Vorteile der Gasballon hat: «Wasserstoff trägt vier Mal mehr als die heisse Luft. Der neue Blaser-Gasballon ist 1'000 Kubikmeter gross. Um dasselbe Gewicht tragen zu können, müsste ein Heissluftballon 4'000 Kubikmeter Volumen haben! Ausserdem ist Wasserstoff das leichteste Element, das es gibt und hat eine enorme Steigkraft, nämlich 10-14 Meter pro Sekunde, wenn er freigesetzt wird.»
Allerdings muss man mit Wasserstoff richtig umgehen, beim Befüllen und Zusammenlegen dürfen keinerlei Zündquellen vorhanden sein. Der Ballon ist komplett leitfähig: So werden beim Gasballon-Fahren Funken durch statische Aufladung vermieden.
Für heute Morgen ist wichtig, dass die am Einrichtungsprozedere interessierten Zuschauer früh kommen, also um 10 Uhr auf Platz sind. So erleben sie – aus gesicherter Distanz – das ganze Einrichten des «Fahrgeräts» und den technisch interessanten Füllprozess, der um ca. 11 Uhr beginnt.
Wohin werden die Winde im Emmental Kurt und Pascal wohl heute treiben? – Du erfährst das in einer Reportage im Anschluss an die Fahrt auf unserer Webseite www.emmentaler-ballonwoche.ch.
Markus Aerni